Evangelische Kirchengemeinde Neureut-Kirchfeld

Ankommen 2 - Bußgebet und Vergebung

Evangelischer Gottesdient - Teil 3

Nach Begrüßung und Psalmgebet folgt am Anfang eines Gottesdienstes als erstes Gebet mit Worten unserer Zeit das Bußgebet. Das Bußgebet wird oft eingeleitet mit den Worten „Demütiget euch mit mir vor dem Herrn!“ Ich selbst habe den Eindruck, dass diese Formulierung heute kaum noch verständlich ist. Was „Demut“ bedeutet und dass „Demut“ ursprünglich von „Mut“ kommt und nichts mit Duckmäusertum zu tun hat, das ist nur den wenigsten Menschen deutlich. Oft scheint es so, dass im Bußgebet die Betenden sich klein machen (oder sich von der Kirche klein machen lassen), in dem sie von ihrer Schuld, ihrer Sünde, ihrem Versagen reden.

Im Grunde geht es im Bußgebet darum, dass wir mit Gott ins Gespräch kommen wollen. Wenn ich aber einem Gesprächspartner gegenübertrete und weiß, dass ich die Vereinbarungen aus meinem letzten Treffen nicht eingehalten habe oder dass ich zu spät komme oder dass ich den Erwartungen meiner Gesprächpartnerin nicht gerecht wurde, dann werde ich erst einmal versuchen, das auszusprechen – und damit meiner Gesprächspartnerin allen Wind aus den Segeln nehmen, falls sie etwas gegen mich vorzubringen hat. Und selbst wenn ich weniger taktisch oder berechnend bin: Vor einem guten Gespräch ist es immer hilfreich, ja meist auch notwendig, Missverständnisse und Unstimmigkeiten aus dem Weg zuräumen. Um so bereichernder wird das folgende Gespräch verlaufen.

Und so bitten wir am Ende des Bußgebetes Gott um Vergebung. Damit deutlich wird, dass die Gemeinde in das Gebet des Pfarrers mit einstimmt, singt die Gemeinde: „Herr erbarme dich ….“

Gott gegenüber ist es noch viel leichter als gegenüber Menschen, Schuld oder Versagen anzusprechen. Denn wir erfahren als Christinnen und Christen: Gott ist ein gnädiger Gott, Gott vergibt, Gott verzeiht. Die Gewissheit, dass Gott uns auch in dieser Woche verzeiht, bekommen wir im Gnadenspruch zugesagt: Ein Bibelspruch, der deutlich macht, dass Gott die Menschen liebt und sich uns immer wieder gnädig zuwendet.

Darüber dass Gott uns verzeiht, können wir uns freuen, dafür können wir Gott loben und ehren, deshalb singen wir: „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried und den Menschen ein Wohlgefallen. Daran schließt sich ein kurzes Loblied an, oft nur ein einziger Vers, in dem wir Gott aus vollem Herzen loben.

In Kirchfeld war es lange üblich, dass die Gemeinde sich zu diesem Lied gesetzt hat, um die lange Zeit des Stehens im Eingangsteil (eigentlich bis nach dem Glaubensbekenntnis) etwas zu verkürzen. Der Kirchengemeinderat hat nun vor rund einem Jahr – nicht zuletzt auf Anraten unserer Kirchenmusikerin – klar gesagt: Das passt nicht wirklich zum Loblied. Ausgerechnet da, wo wir springen könnten vor Freude, setzen wir uns uns. Deshalb setzen wir uns seit einiger Zeit erst nach dem Loblied.